Flyer Based on a True Story

based on a true story

exhibition from 15.03. until 04.04.2024
Graz (Österreich)

"Based on a True Story"

Im Film ist die Behauptung „Based on a True Story“ eine künstlerische Strategie um den Zuschauer unmittelbar und emotional abzuholen. Es wird direkt am Anfang vermittelt, dass die folgende Narration auf wahren Begebenheiten beruht. Wahrheit wird hier als feste Größe vorausgesetzt. Nietzsche betrachtete die Wahrheit als einen Pfad, der von den Menschen geschaffen wird. Er stellt in Frage, ob eine Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit basiert überhaupt objektiv wahr sein kann und stellte die Idee absoluter Wahrheit in Frage. Außerdem postulierte er, dass alles Interpretation sei. Schwarz157 transformiert in dieser Serie dieses Konzept und überträgt es auf die bildende Kunst. Wahrheit ist hier, die persönliche Suche nach Wahrheit des Menschen Kay Schwarz. Die Spannung zwischen der persönlichen Beobachtung, kreativer Darstellung und ihrer Interpretation durch den Betrachter manifestiert sich als existenzielle Dialektik.

Albert Camus wiederum betonte die Absurdität des menschlichen Daseins, in dem die Suche nach Sinn in einer indifferenten Welt stattfindet. In der Welt der Geschichten wird die Realität durch den Filter von Erzählungen und Perspektiven geformt, was eine Reflexion der postmodernen Fragmentierung darstellt. Die Köpfe auf den Bildern, als Sitz des Denkens und Wahrnehmens, fungieren nicht bloß als metaphorische Symbole, sondern sind greifbare Verkörperungen der vielfältigen menschlichen Erfahrung. Jeder Kopf repräsentiert eine einzigartige Linse, durch die die Welt betrachtet wird, und unterstreicht die Unvermeidbarkeit einer subjektiven Interpretation jeder Geschichte, sei sie nun fiktional oder als wahr postuliert. Die Anordnung der Köpfe innerhalb der Werke weist zudem auf die Konstruktion von Identität und Realität durch Sprache hin.

Insgesamt lädt „Based on a True Story“ den Betrachter ein, die Dynamik von Wahrheit und Wirklichkeit zu überdenken, nicht nur innerhalb des künstlerischen Schaffens, sondern auch im alltäglichen Leben. Durch die Verschmelzung von Formen, Farben, verschiedenen Materialien, die klar erkennbaren Untergründe und Sprache entsteht ein Raum, in dem Realität und Fiktion miteinander verschmelzen und die Betrachter dazu anregen, ihre eigenen Vorstellungen von Wahrheit und Wirklichkeit zu hinterfragen.

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Aus der Serie "based on a true story"

Das neue Werk von KaySchwarz157 strahlt in einem dominierenden Gelb, das als zentraler Träger seiner künstlerischen Botschaft fungiert. Dieses Gelb ist mehr als nur eine Hintergrundfarbe; es repräsentiert das „Jetzt,“ die Gegenwart in ihrer unverfälschten Intensität. Es verkörpert das Leben und die Emotionen, die unmittelbare Erfahrung des Augenblicks. In diesem Kontext wird die Farbe zum visuellen Anker, der die Betrachter ins Hier und Jetzt zieht, sie in das emotionale Spannungsfeld der Leinwand hineinversetzt.

Die intensive, fast monochrome Farbfläche wird durch subtil aufgetragene Schichten und Überlagerungen durchbrochen, die eine visuelle Tiefe erzeugen und zugleich den emotionalen Zustand des Moments reflektieren. Dabei scheint es, als wolle KaySchwarz157 die Flüchtigkeit des Jetzt festhalten, die sich in den fragmentarisch durchscheinenden Schriftzügen und Symbolen manifestiert. Die Zeichen sind teils verdeckt, teils explizit – es scheint der Name „Icarus“ durchzuschimmern, was eine mythologische Dimension einbringt. Die Anspielung auf Ikarus, den gefallenen Helden der griechischen Mythologie, könnte eine Reflexion über die Grenzen des menschlichen Strebens nach Freiheit und den damit verbundenen Risiken darstellen. Dies verleiht dem Werk eine weitere Ebene, in der die Bedeutung von „Jetzt“ als flüchtiger und riskanter Moment der Existenz aufgefasst werden kann.

Das fragmentierte Wort „GOOD“ wurde nachträglich mit Ölkreide aufgetragen, was auf eine bewusste Auseinandersetzung mit Sprache als formgebendes Element hinweist. Die Anwendung von Ölkreide bringt eine physische Präsenz und Materialität ins Bild, die die inhaltliche Botschaft verstärkt. Es könnte als ironische Bemerkung über die flüchtige Natur des Glücks oder die Unzulänglichkeit von Sprache betrachtet werden, um komplexe emotionale Zustände vollständig zu erfassen. Diese semiotischen Ankerpunkte verweisen auf die Wechselbeziehung zwischen Sprache und Realität, in der Worte sowohl Bedeutung schaffen als auch in ihrer Fragilität bloßgestellt werden.

Im Zentrum des Werks ragen in klarer, fast naiver Linienführung angedeutete Köpfe empor, ein wiederkehrendes Motiv in KaySchwarz157s Oeuvre. Sie spiegeln die Komplexität und Mehrdimensionalität der individuellen Perspektiven wider, die in dieser gelben Farbwelt zu verankern scheinen. Die Köpfe und Symbole interagieren mit dem Bildraum und tauchen aus den Tiefen der Schichten auf. Dabei treten immer wieder Buchstaben in Erscheinung, zum Teil plastisch in 3D dargestellt, was eine zusätzliche Dimension in die Komposition einbringt und den Eindruck eines mehrschichtigen Universums vermittelt. Nur das Portrait ist ein Oneliner, der mit kubistischer Reduktion spielt und die Vielschichtigkeit der Darstellung in eine minimalistische Formsprache übersetzt.

Die Detailaufnahmen des Werks enthüllen eine Materialität und Texturarbeit, die an die urbanen Oberflächen erinnert, welche KaySchwarz157 in seiner fotografischen Arbeit festhält und ins Atelier transportiert. Die Einflüsse aus dem urbanen Raum werden durch die Einschreibung von Graffiti-Elementen deutlich, etwa in Form von sogenannten „Tags“, die als Referenz an die Ursprünge des Künstlers dienen. Ein rotes „E“, das als Teil des Hintergrunds in den Vordergrund durchscheint oder bricht, setzt einen bewussten Akzent. Dieses „E“ ist als Fragment des Alphabets sowohl eine semiotische Spur als auch eine visuelle Unterbrechung. Es bringt eine zusätzliche Dynamik in die Komposition und erinnert an die Spontaneität und den Ausdruckswillen des Graffiti. Die bewusste Platzierung des „E“ fügt sich in das komplexe Spiel der Bedeutungen ein, indem es das dominante Gelb in einen Kontext der ständigen Bewegung und Veränderung einbettet.

Dieses rote „E“ ist mehr als nur ein Farbklecks; es wirkt wie ein Fenster, durch das eine andere Realität in das Bild eindringt. Es lässt an den Prozess des Übermalens und Überarbeitens denken, der in der Straßenkunst allgegenwärtig ist, und suggeriert eine Art palimpsestartiges Arbeiten, bei dem frühere Schichten nie ganz verschwinden, sondern immer wieder durchscheinen. Das „E“ könnte als Symbol für den Prozess des Durchdrückens einer Botschaft verstanden werden, die sich durch die Schichten der Zeit an die Oberfläche kämpft.

Das Werk als Ganzes vermittelt eine spontane Energie, eine Unmittelbarkeit, die aus den Ursprüngen des Künstlers im Graffiti erwächst. Zugleich offenbart es eine tiefe Reflektion, die über den schnellen Ausdruck des Straßenkunstwerks hinausgeht. Es ist ein Spannungsfeld zwischen freiem, emotionalem Ausdruck und kontrollierter Gestaltung – ein ständiges Pendeln zwischen der Rohheit des Draußenseins und der durchdachten Ruhe des Studios. In dieser Gelb-Dimension kulminieren alle diese Elemente zu einer Hommage an das Leben, das Jetzt, und die unbändige Kraft der Emotion.