2002-03-Juni LVZ-Artikel

Wasserwerker und HGB zeigten am Wochenende im Klärwerk Rosental erstmals das präparierte Skelett des Meeressäugers – kleine Maler bekamen Preise

Auf Knochen-Arbeit folgte Fete mit Walen zum Angucken und Aufblasen

Große Wal-Party am Sonnabend im Klärwerk Rosental mit vielen Besuchern und einem Stargast: Leipzigs prominentem Pottwal. Der ist nun ein ganz Schmucker. Vier Monate lang war er im Klärwerk untergetaucht, hatte heiße Bäder genommen und sich das Fett entfernen lassen. Am Sonnabend, zur großen Fete, bekamen ihn die Messestädter nun erstmals in natura zu sehen – noch immer in Einzelteilen, aber zusammengelegt zu vollen

15 Metern Länge. Da staunten selbst die, die den Koloss erst kürzlich im Wettbewerb gemalt hatten.

Rund 300 Kinder aus Leipzig und Umgebung hatten zum Pinsel gegriffen, als die Kommunalen Wasserwerke und die Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) aufforderten: …Mal’nen Wal!“. Die Bilder hingen am Sonnabend aufgereiht auf langen Wäscheleinen: grüne Wale, rote Wale, blaue Wale – mal mit und mal ohne Zähne. Entsprechend schwer war der Jury die Wal-Wahl gefallen. Doch mit leeren Händen musste niemand nach Hause gehen: Neben Grafiken von der HGB gab’s Zookarten und jede Menge Trostpreise.

Richard Petri aus Böhlitz-Ehrenberg schaffte den ersten Platz und darf nun drei Tage nach Lübeck.

„Ich kenne Wale aus dem Tierbuch“ erzählte der Fünftklässler. Und obwohl er eigentlich „mehr auf Saurier“ steht, beeindruckte ihn dann doch das riesige Skelett, das HGB und Wasserwerker auf dem Klärwerksgelände zusammengelegt hatten. „Gestaunt habe ich vor allem über die Flossenknochen, die aussehen wie eine Hand.“ Hunderte Gäste der Wal-Party guckten beinahe ehrfürchtig auf das Ungetüm, das im Januar an der Nordsee-Küste gestrandet war und von der HGB nach Leipzig geholt wurde. Dozent Ingo Garschke hatte viel zu erzählen über den Pottwalbullen.

„Die Zähne sind das Wertvollste“, beantwortete er die Lieblingsfrage der Umstehenden, konnte aber keinen genauen Preis nennen. Nur so viel: „34 davon hat er. Aus reinstem Elfenbein.“

Vier Monate dauerte die Präparation des Riesen. Eine Knochen-Arbeit – an der die Wasserwerker großen Anteil haben, betonte Garschke. „Deshalb dreht sich auch heute noch einmal alles um den Wal“, meinte Mitarbeiterin Katja Storr. Sprayer kreierten Grafitti-Wale auf Papp-Tafeln, die Kinder bekamen Gummiwale zum Aufblasen. Das Skelett des echten Meeressäugers wird in den nächsten Monaten montiert und bekommt einen Platz in der anatomischen Sammlung der HGB. Zur Museumsnacht 2003 soll es dann dort gezeigt werden.

Kay Würker

Bild: Schädelknochen, Rippen, Wirbel und Flossen: So sieht das Skelett des Pottwals zusammengelegt aus. In den nächsten Mona ten wird es montiert – zur Museumsnacht 2003 soll es in der HGB ausgestellt werden

Fotos: André Kemper

Presse (Auszug)

At the moment

Aus der Serie "based on a true story"

Das neue Werk von KaySchwarz157 strahlt in einem dominierenden Gelb, das als zentraler Träger seiner künstlerischen Botschaft fungiert. Dieses Gelb ist mehr als nur eine Hintergrundfarbe; es repräsentiert das „Jetzt,“ die Gegenwart in ihrer unverfälschten Intensität. Es verkörpert das Leben und die Emotionen, die unmittelbare Erfahrung des Augenblicks. In diesem Kontext wird die Farbe zum visuellen Anker, der die Betrachter ins Hier und Jetzt zieht, sie in das emotionale Spannungsfeld der Leinwand hineinversetzt.

Die intensive, fast monochrome Farbfläche wird durch subtil aufgetragene Schichten und Überlagerungen durchbrochen, die eine visuelle Tiefe erzeugen und zugleich den emotionalen Zustand des Moments reflektieren. Dabei scheint es, als wolle KaySchwarz157 die Flüchtigkeit des Jetzt festhalten, die sich in den fragmentarisch durchscheinenden Schriftzügen und Symbolen manifestiert. Die Zeichen sind teils verdeckt, teils explizit – es scheint der Name „Icarus“ durchzuschimmern, was eine mythologische Dimension einbringt. Die Anspielung auf Ikarus, den gefallenen Helden der griechischen Mythologie, könnte eine Reflexion über die Grenzen des menschlichen Strebens nach Freiheit und den damit verbundenen Risiken darstellen. Dies verleiht dem Werk eine weitere Ebene, in der die Bedeutung von „Jetzt“ als flüchtiger und riskanter Moment der Existenz aufgefasst werden kann.

Das fragmentierte Wort „GOOD“ wurde nachträglich mit Ölkreide aufgetragen, was auf eine bewusste Auseinandersetzung mit Sprache als formgebendes Element hinweist. Die Anwendung von Ölkreide bringt eine physische Präsenz und Materialität ins Bild, die die inhaltliche Botschaft verstärkt. Es könnte als ironische Bemerkung über die flüchtige Natur des Glücks oder die Unzulänglichkeit von Sprache betrachtet werden, um komplexe emotionale Zustände vollständig zu erfassen. Diese semiotischen Ankerpunkte verweisen auf die Wechselbeziehung zwischen Sprache und Realität, in der Worte sowohl Bedeutung schaffen als auch in ihrer Fragilität bloßgestellt werden.

Im Zentrum des Werks ragen in klarer, fast naiver Linienführung angedeutete Köpfe empor, ein wiederkehrendes Motiv in KaySchwarz157s Oeuvre. Sie spiegeln die Komplexität und Mehrdimensionalität der individuellen Perspektiven wider, die in dieser gelben Farbwelt zu verankern scheinen. Die Köpfe und Symbole interagieren mit dem Bildraum und tauchen aus den Tiefen der Schichten auf. Dabei treten immer wieder Buchstaben in Erscheinung, zum Teil plastisch in 3D dargestellt, was eine zusätzliche Dimension in die Komposition einbringt und den Eindruck eines mehrschichtigen Universums vermittelt. Nur das Portrait ist ein Oneliner, der mit kubistischer Reduktion spielt und die Vielschichtigkeit der Darstellung in eine minimalistische Formsprache übersetzt.

Die Detailaufnahmen des Werks enthüllen eine Materialität und Texturarbeit, die an die urbanen Oberflächen erinnert, welche KaySchwarz157 in seiner fotografischen Arbeit festhält und ins Atelier transportiert. Die Einflüsse aus dem urbanen Raum werden durch die Einschreibung von Graffiti-Elementen deutlich, etwa in Form von sogenannten „Tags“, die als Referenz an die Ursprünge des Künstlers dienen. Ein rotes „E“, das als Teil des Hintergrunds in den Vordergrund durchscheint oder bricht, setzt einen bewussten Akzent. Dieses „E“ ist als Fragment des Alphabets sowohl eine semiotische Spur als auch eine visuelle Unterbrechung. Es bringt eine zusätzliche Dynamik in die Komposition und erinnert an die Spontaneität und den Ausdruckswillen des Graffiti. Die bewusste Platzierung des „E“ fügt sich in das komplexe Spiel der Bedeutungen ein, indem es das dominante Gelb in einen Kontext der ständigen Bewegung und Veränderung einbettet.

Dieses rote „E“ ist mehr als nur ein Farbklecks; es wirkt wie ein Fenster, durch das eine andere Realität in das Bild eindringt. Es lässt an den Prozess des Übermalens und Überarbeitens denken, der in der Straßenkunst allgegenwärtig ist, und suggeriert eine Art palimpsestartiges Arbeiten, bei dem frühere Schichten nie ganz verschwinden, sondern immer wieder durchscheinen. Das „E“ könnte als Symbol für den Prozess des Durchdrückens einer Botschaft verstanden werden, die sich durch die Schichten der Zeit an die Oberfläche kämpft.

Das Werk als Ganzes vermittelt eine spontane Energie, eine Unmittelbarkeit, die aus den Ursprüngen des Künstlers im Graffiti erwächst. Zugleich offenbart es eine tiefe Reflektion, die über den schnellen Ausdruck des Straßenkunstwerks hinausgeht. Es ist ein Spannungsfeld zwischen freiem, emotionalem Ausdruck und kontrollierter Gestaltung – ein ständiges Pendeln zwischen der Rohheit des Draußenseins und der durchdachten Ruhe des Studios. In dieser Gelb-Dimension kulminieren alle diese Elemente zu einer Hommage an das Leben, das Jetzt, und die unbändige Kraft der Emotion.